Lernen 4.0

Bildung, Lernen und Lehren wandeln sich im Zeitalter der Digitalisierung massiv. - Wir leben in einer Welt der ständigen Ablenkungen, daher ist die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne stark gesunken. Es geht für jeden Einzelnen zunehmend darum, die Informationsflut zu bewältigen, Wichtiges zu filtern und Informationen zu priorisieren. Heute konkurrieren viele Angebote auf verschiedenen Wegen um die Aufmerksamkeit eines Lesers/Nutzers. Für die persönliche Entwicklung eines jeden wird es immer wichtiger die eigen intellektuelle Entwicklung selbst zu steuern. Entweder bin ich „Moderator“ meiner Gedanken oder ich werde von verschiedenen Seiten wie Werbung und Social Media Streams moderiert.

Die Arbeitswelt 4.0 z.B. wird geprägt sein von einer zunehmenden Mensch-Maschine-Interaktion. Insbesondere Anwendungen von Künstlicher Intelligenz erzeugen permanente Verschiebungen der Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Maschine. Mit Automatisierung und Digitalisierung steigen die Anforderungen an die Arbeitskräfte. Die Beschäftigten benötigen Qualifizierung, um komplexere, schwer automatisierbare Aufgaben neu zu übernehmen, aber auch, um die Technologien als Arbeitsmittel zu verwenden. Technik und Software werden aufgerüstet, doch die Menschen in den Unternehmen müssen ebenso 'modernisiert' werden. Veränderung wird zum Dauerthema für die Arbeitswelt.

Doch wie muss die Ausbildung für Jobs aussehen, für die es noch gar kein Berufsbild gibt? Fest steht einstweilen nur: Die Arbeitswelt der Zukunft wird neue Kompetenzen erfordern, gefragt ist dann eine Kombination aus Fachwissen mit sozialen und organisatorischen Fähigkeiten. Die Ausbildungsakademie SMIAD definiert für den Mitarbeiter der Zukunft u.a. folgende Eigenschaften. Er benötigt Prozesswissen und muss immer mehr den ganzheitlichen Geschäftsprozess verstehen und erfassen können. Der Umgang mit mobilen Geräten und Technologien wird für ihn zur Normalität. Er muss äußerst flexibel bezogen auf die Arbeitszeit, den Arbeitsort, aber auch auf die Problemstellung und Aufgaben sein. Und er muss bereit sein, sich neues Wissen täglich, formell und informell, anzueignen. Die lernende Organisation, das lebenslange Lernen, die Selbstverantwortung, hin zum selbstgesteuerten Lernen anstatt dem fremdgesteuerten Lernen durch Ausbilder, tritt in den Mittelpunkt. Fachkompetenz, Prozesskenntnisse, internationale Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit werden elementar wichtig, um in der Industrie 4.0 seinen Platz zu finden.

Lebenslang und selbstverantwortlich

Der Zugang zu Wissen ist inzwischen für fast jeden kostenlos und unlimitiert möglich. Daher wird es immer entscheidender, Wissen intelligent zu nutzen und zu organisieren. Effizientes Lernen bedarf allerdings Disziplin, Ausdauer und Selbstorganisation. Ein wichtiger Faktor ist also die persönliche Veränderungsbereitschaft. Der Mensch im Zeitalter der Informationsgesellschaft muss lernen, ein Leben lang zu lernen. Lebenslanges Lernen, so die allgemeingültige Definition, ist der kontinuierliche aus eigenem Antrieb erfolgende Erwerb von Wissen aus persönlichen oder beruflichen Gründen. Ziel des Lernens ist die permanente Verbesserung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen. Insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung wird die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen immer wichtiger. Alle Beschäftigten unabhängig von Branche, Tätigkeit oder Hierarchiestufe müssen sich in immer kürzeren Abständen mit veränderten Arbeitsprozessen sowie neuen Technologien und Arbeitsaufgaben auseinandersetzen. Die Aneignung bzw. Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen ist somit zunehmend Voraussetzung für die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit.

Moderne Technologien ermöglichen die Individualisierung des Lernens. Lösungen wie MindZip sind Ansätze des Microlernens auf mobilen Endgeräten, die es erlauben, kontextspezifisch und in kurzen Einheiten, „gehirngerecht“ zu lernen. Mundgerechte und auf den Lernenden zugeschnittene Inhalte bieten die Chance, den wichtigen Prozess der Verinnerlichung deutlich zu beschleunigen und damit die Anwendung des Gelernten zu gewährleisten. Inzwischen kann jeder Autor werden und selbstständig eine große Anzahl von Menschen erreichen und inspirieren. Interessant wird es, wenn man Gedanken aus verschiedenen Bereichen verknüpfen kann, Nutzer diese Verknüpfungen untereinander teilen und durch das kreative Potenzial und die Intelligenz der Gruppe, Lern- und Lösungsprozesse beschleunigt werden.

Wiederholung ist alles

Wenn wir etwas Neues lernen, beginnt unser Gehirn unmittelbar nach der Informationsaufnahme zu vergessen. Die Vergessenskurve, 1885 vom deutschen Gedächtnisforscher Hermann Ebbinghaus ermittelt, besagt zusammengefasst, dass das menschliche Gehirn bis zu 70% des neu Gelernten innerhalb der ersten Woche vergisst. Der US-amerikanische Pädagoge Edgar Dale geht sogar davon aus, dass wir uns nur noch an 10% davon erinnern, was wir einmal gelesen haben. Durch disziplinierte Wiederholungen kann das Gelernte aktiv gehalten und mit der Zeit im Langzeitgedächtnis gespeichert werden.


"Wiederholung ist die Mutter des Lernens, der Vater der Handlung, der sie zum Architekten der Leistung macht." - Zig Ziglar

Wissen und Lösungen gehören in Köpfe und angewandt und sollte nicht in Regalen oder Ablagen verblassen. Viele Probleme z.B. auf zwischenmenschlicher Ebene, als auch auf gesellschaftlicher Ebene können durch angewandtes Wissen gelöst werden. Ungenutztes, nicht angewandtes Wissen ist eine wertvolle Ressource und bietet enorme Potentiale. In unserer Wissensgesellschaft wird die effiziente Verinnerlichung zunehmend zum zentralen Wettbewerbsfaktor und kann darüber entscheiden wann jemand z. B. erfolgreich Karriere macht. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass im Jahr 2030 Bildung zum Konsumgut wird. Durch neue Techniken des Lernens wird es keine Frage des Geldes, sondern des Engagements sein, es sich zu erschließen.