Die Willenskraft ist wie ein Muskel, der ermüdet, je länger er in Gebrauch ist. Ein Raucher, der den ganzen Tag keine Zigarette geraucht hat, wird beispielsweise eher in einen Streit mit seiner Frau geraten.

Menschen, die schon als Kinder ein hohes Maß an Selbstdisziplin besitzen, sind grundsätzlich erfolgreicher und glücklicher im Leben. Für alle scheinbar willenlosen Aufschieber, Raucher und Sofahocker ist dies eine scheinbar schlechte Nachricht. Doch die gute lautet: Man kann seine Willenskraft trainieren!

Der Schlüssel zur Ego-Erschöpfung liegt in unserem Blutzuckerspiegel. So verhalten sich beispielsweise Kinder, die ohne Frühstück in die Schule gehen, verhaltensauffälliger als solche, die gut gefrühstückt haben.                                                                                                           

Um ihre Willenskraft aufrecht zu erhalten, brauchen Sie Glukose. Essen sie immer gut und gesund, wenn eine wichtige Prüfung oder ein entscheidendes Projekt ansteht.                                                                          

„Wo keine Glukose ist, da ist auch kein Wille.“ Vermeiden sie zu viel Zucker, auf den schnellen Energieschub folgt kurz darauf der Absturz. Schlafen sie gut und ausreichend, denn Schlafmangel verschlechtert die Verwertung von Glukose, wodurch die Selbstbeherrschung sinkt.

„Die Ego-Erschöpfung ist gleich ein doppelter Schlag ins Kontor: Ihr Wille ist geschwächt und Ihre Gelüste sind stärker denn je.“

Wie kann es sein, dass die intelligentesten Politiker über die dümmsten Sexskandale stolpern? Schuld daran ist die Entscheidungsmüdigkeit. Je mehr und je wichtigere Entscheidungen wir treffen, desto weniger können wir Versuchungen widerstehen.

Ein Beleg dafür lieferte eine Untersuchung über die Begnadigungspraxis von israelischen Richtern. Nicht etwa die Schwere des Verbrechens entschied über Freiheit oder Gefangenschaft, sondern die Tageszeit des Urteilsspruchs.            

Je leerer die Mägen der Richter, desto eher wurde ein Bewährungsgesuch abgeschmettert.

„Entscheiden“ beinhaltet das Wort „scheiden“, und das tut weh. Optionen verschwinden und die Verlusterfahrung wird größer, je umfassender die Auswahl ist.

Verkäufer nutzen diese Müdigkeit nach einer langen Reihe von Kaufentscheidungen aus, weshalb sie Süßigkeiten und Klatschmagazine an Supermarktkassen finden.

Der Amerikaner David Blaine verbrachte 63 schlaflose Stunden in einem Eisblock, hing 44 Tage in einer Glaskiste über der Themse und stand 35 Stunden auf einer 25 Meter hohen Säule. Wie konnte er diese Strapazen überstehen? Blaines Antwort: Wiederholung und Übung.

Beginnen sie mit kleinen Übungen zur Änderung von Gewohnheiten, um ihren Willensmuskel zu trainieren. Als Rechtshänder können sie z.B. bestimmte Aufgaben mit der linken Hand erledigen, oder achten sie mehrmals am Tag darauf, aufrecht zu sitzen.

Anschließend gehen sie größere Aufgaben an, etwa mit dem Rauchen aufzuhören oder mehr Sport zu treiben. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Fortschritte in einem Lebensbereich einen regelrechten Tugendkreislauf in Gang setzen.

Ein Dilemma der heutigen Zeit ist, dass unsere Ziele zunehmend untereinander in Konflikt geraten.  Wir wünschen uns Karriere, Freizeit, mehr Zeit für unsere Kinder und regelmäßige Bewegung.

Wir ertrinken in einer Informationsflut und unser Geist ist oft in einem ebenso chaotischen Zustand wie unser Schreibtisch.

Der Effizienzexperte David Allen hat gegen dieses Chaos sein berühmtes GTD-System entworfen. Danach wird jede Aufgabe entweder sofort erledigt, delegiert, weggeworfen oder in eine Mappe für genau den Tag gelegt, an dem sie einem wieder vorgelegt wird.

Von To-Do-Listen sollte in diesem System alles Allgemeine verbannt werden. Entscheidend hierbei ist die möglichst konkrete nächste Aktion, die nicht „Geschenk für X kaufen“ lauten darf, sondern „in den Laden Y gehen und nach Z suchen“.

Unser Unterbewusstsein unterscheidet zwischen erledigten und unerledigten Aufgaben. Die unerledigten machen uns unruhig, manchmal sogar depressiv.                                    

Wenn Sie Ihren Arbeitsplatz aufräumen und uralte Aufgaben endlich erledigen, schaffen Sie sich Raum für Produktivität und langfristige Ziele.

Wenn wir in den Spiegel schauen oder gefilmt werden, verhalten wir uns regelkonformer und sagen eher die Wahrheit. Wenn wir uns einer selbst- oder fremdauferlegten Disziplin unterwerfen, kommen wir unseren Zielen näher.

Hinter Beidem steckt unser Ich-Bewusstsein, das einen permanenten Abgleich zwischen dem, was wir tun, und dem, was wir tun sollten, ermöglicht. Heute gibt es zahlreiche Hightech-Methoden, mit denen Sie sich selbst beobachten und disziplinieren können.

Das Programm RescueTime zeichnet akribisch auf, womit Sie Zeit am Computer verbringen, und kann so planloses Internetsurfen verhindern. Das Unternehmen Quantified Self entwickelt Verfahren, um Bewegungen, Kalorienverbrauch und Gehirnwellen zu messen. Der Internetservice Mint analysiert, wofür Sie wie viel ausgeben.

Schriftsteller schließen manchmal einen Pakt mit sich selbst ab, jeden Tag eine bestimmte Menge an Worten zu schreiben; oder aber sie verpflichten sich, während einer bestimmten Tageszeit nichts zu tun außer zu schreiben.

Sie können sich bei der Einhaltung Ihrer Regeln durch einen Service wie Stickk kontrollieren lassen. Dabei verpflichten Sie sich zu einer unangenehmen Buße – z. B. einer Ihnen verhassten Partei Geld zu spenden – wenn Sie Ihr Ziel nicht erreichen.

Viele ehemalige Alkoholiker berichten von einer höheren, göttlichen Macht, die ihnen hilft, trocken zu bleiben. Religiöse Menschen zeigen erwiesenermaßen mehr Selbstdisziplin im Leben.

Doch im Grunde ist es egal, ob Sie an Gott, Meditation oder das Parteiprogramm der Grünen glauben.         

Wichtig ist, dass Ihr Glaube eine klare Linie vorgibt, Gruppenzwang auf Sie ausübt und Ihnen an gewissen Punkten null Toleranz gewährt. Wenn Sie wissen, wo Sie die Linie ziehen müssen, haben Sie schon halb gewonnen.

Nicht etwa das Selbstbewusstsein oder der Intelligenzquotient von Kindern entscheidet über Erfolg oder Misserfolg in deren Leben, sondern vor allem der Grad ihrer Selbstbeherrschung.             

Um Ihren Kindern diese zu vermitteln, brauchen Sie jedoch keinen Rohrstock. Beachten Sie vielmehr ein paar einfache Grundsätze.

Klare Regeln aufstellen: Konsequenz und Schnelligkeit bei der Umsetzung sind erfolgsentscheidend. Bei Fehlverhalten nachzugeben ist zwar viel bequemer für die Eltern – es rächt sich jedoch doppelt und dreifach.

Leistung belohnen, Scheitern bestrafen: Sie können z. B. für jede erledigte Aufgabe eine Viertelstunde Fernsehen (bis maximal eine Stunde täglich) gewähren. Wenn Ihr Kind trotz Warnung nicht auf Sie hört, ziehen Sie die entsprechende Zeit wieder ab.

Kontrolle ausüben: Nehmen Sie Anteil am Freizeitleben und Umgang Ihrer Kinder und beziehen Sie Jugendliche in die Erstellung von Zielen und Regeln mit ein.

Beim Kampf mit der Waage versagen leider die besten Disziplinierungstechniken. Die Evolution hat es uns Menschen ins Gehirn gebrannt, Hunger als Existenzbedrohung zu erleben.                                                                                                                                          

 Sobald die Diät vorbei ist, setzt unser Körper darum verzweifelt wieder Fett an, um für die nächste Hungerphase gewappnet zu sein.                                                                                                     

„Um dem Essen zu widerstehen, benötigen Sie Willenskraft. Um Willenskraft zu haben, müssen Sie essen.“

Die wichtigste Regel lautet demnach: Machen Sie niemals eine Diät! Setzen Sie sich realistische Ziele, wie Sie Ihr Essverhalten allmählich und dauerhaft verändern. Verpflichten Sie sich etwa, gleich nach dem Abendessen die Zähne zu putzen, um spätere Ausflüge zum Kühlschrank zu unterbinden.

Nutzen Sie den Trick der aufgeschobenen Befriedigung: Versagen Sie sich nicht den Genuss eines Nachtischs, sondern sagen Sie sich, dass Sie ihn später essen dürfen. Mit etwas Glück haben Sie die Versuchung nach einigen Stunden vergessen.

Versuchen Sie erst gar nicht, von heute auf morgen Ihr ganzes Leben umzukrempeln. Akzeptieren Sie Ihre eigenen Grenzen und lernen Sie, Erschöpfungssymptome rechtzeitig zu erkennen.

Schaffen Sie Ordnung in Ihrer Umgebung und in Ihrem Kopf. Setzen Sie sich realistische Ziele und Fristen – und gönnen sich eine dicke Belohnung, wenn Sie ein Ziel erreicht haben.

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