Die Kunst des klugen Fragens

Das Fragen gehört zu den wichtigsten Aktivitäten des Menschen, genauso wie Atmen oder Essen.

Kinder stellen fast 400 Fragen pro Tag, weshalb die Eltern oft genervt sind.

Je älter man wird, desto weniger Fragen werden gestellt. Dabei brauchen wir Fragen, um die Welt erfassen und strukturieren zu können.

Fragen helfen uns dabei, Wissenslücken zu schließen und sollten deshalb so oft wie möglich eingesetzt werden.

Wichtig ist natürlich, die richtigen Fragen zu stellen. Sie sollten praktischen Bezug haben sowie einerseits ambitioniert sein, aber andererseits auch beantwortbar.

Ein positiver Ton sollte eingehalten werden. Anstatt zu fragen „Was sollen wir bloß tun?“, fragen Sie lieber: „Wie können wir das Beste aus der Situation machen?“

Leider wird man oft als ahnungslos oder sogar als dumm dargestellt, wenn man Fragen stellt. Vor allem in der Schule, haben die Schüler deswegen häufig Angst, nachzufragen.

Häufig ist es aber so, dass die besten Fragen von Leuten gestellt werden, die sich in dem Gebiet überhaupt nicht auskennen.

Zum Beispiel fragte sich der Student Val Philipps, nach der Amputation seines Beines aufgrund eines Sportunfalles, warum es keine besseren Prothesen gibt.

Schließlich schaffte er – dank dieser Frage – einen Durchbruch im Prothesenbau und erfand die sprungfederartige Prothese, die sogar bei Olympia eingesetzt wurde.

Das sogenannte „in Frage stellen“ hilft uns, frischen Wind in unser Leben zu bekommen und festgefahrene Strukturen zu verändern.

Doch jeder verharrt gerne in seiner Komfortzone und der Großteil der Menschheit hat Angst vor Veränderungen.

Heutzutage verändert sich tagtäglich so viel in unserer Welt. Somit sind Fragen umso wichtiger, um in kurzer Zeit die unbekannte Welt zu erschließen.

Wissen alleine reicht nicht mehr aus. Was heute noch als richtig deklariert wurde, kann bereits morgen schon wieder falsch sein.

Im Zeitalter des Internets, wächst das Wissen exponentiell, was es unmöglich macht, als einzelner Mensch alles zu wissen.

Im Internet findest du nahezu alle Antworten. Jedoch musst du lernen, die richtigen Fragen zu stellen.

„Warum eigentlich?“ ist die zentrale Frage, die viele Türen zu neuen Erkenntnissen eröffnet.

Gretchen Rubin gründete das millionenschwere Unternehmen namens Happyness Project, indem sie sich die Frage stellte: „Warum eigentlich bin ich mit meinem Leben nicht zufrieden?“

Trainer Dwayne Douglas entwickelte die allseits bekannten isotonischen Sportgetränke aufgrund der Frage: „Warum eigentlich urinieren Footballspieler nicht mehr, obwohl sie so viel trinken?“.

Edwin Land erfand das Polaroid, nur weil seine vierjährige Tochter ihn fragte: „Warum kann ich das Foto nicht sofort sehen?“

Man findet schneller den zentralen Kern eines Problems, indem man „Warum eigentlich?“ fragt.

Diese Herangehensweise hilft Ihnen dabei, die Dinge von Außen zu betrachten. Es kann auch hilfreich sein, einem außenstehenden Freund diese Frage zu stellen.

Durch das Schließen von offenen Fragen, bekommt man häufig sehr gute Antworten.

So wird eine offene Frage wie „Warum ist es so schwer, mit meinem Schwiegervater auszukommen?“ zu der geschlossenen Frage „Ist es schwer mit meinem Schwiegervater auszukommen?“ und umgekehrt.

Nach dem Warum zu fragen, hilft uns nur dabei, den Hintergrund zu erkunden, aber nicht, eine passende Lösung zu finden.

Deswegen sollten Sie danach die Frage „Was wäre, wenn…?“ stellen.

Das Was-wäre-wenn-Stadium ist im Prozess des Fragens, der Moment der unbegrenzten Möglichkeiten.

Zum Beispiel fragte sich der Prothesenbauer Val Philipps: „Was wäre, wenn man die Antriebswirkung eines Sprungbretts irgendwie in einer Fußprothese nachahmen könnte?“

Eine Frage so zu stellen, löst Kreativität aus und ermöglicht, originelle oder auch verrückte Ideen entstehen zu lassen.

Häufig sind sogenannte „Mashups“ der Auslöser für einen Durchbruch. Hier werden Dinge miteinander kombiniert, die normalerweise nicht zueinander passen würden.

Zum Beispiel, analysiert das Unternehmen Pandora Radio, die „DNA“ eines Songs, welche ja auch ein „Mashup“ aus Melodie, Instrumentierung, Stimme etc. ist.

Anhand der Informationen kann Pandora Radio dem Zuhörer verschiedene Musikstücke vorschlagen, die ihm wahrscheinlich gefallen würden.

Mashups bestehen hauptsächlich aus Assoziationen, die größtenteils durch die rechte Gehirnhälfte erzeugt werden.

Man kann die Entstehung solcher Assoziationen zwar fördern, aber sie nicht kontrolliert abrufen.

Fördermaßnahmen wären zum Beispiel ein entspannter Spaziergang, ausreichend Schlaf und Hektik bzw. Stress möglichst zu vermeiden.

Es gibt noch weitere abstrakte Möglichkeiten, Assoziationen zu fördern, indem man zum Beispiel die Realität auf den Kopf stellt oder mit Absicht falsch denkt.

Dies könnte ein Auto sein, das nicht fahren kann, oder ein Teller, den man nicht fürs Essen verwendet.

Oder: „Was wäre, wenn man sich erst nach dem Duschen mit Duschgel einseift?“

Folgende Fragen können auch sehr hilfreich sein: „Was wäre, wenn wir noch einmal von vorn anfangen könnten?“ und „Was wäre, wenn ein Scheitern unmöglich wäre?“

Da auch die kreativsten Ideen erst einmal umgesetzt werden müssen, kommt es jetzt auf den praktischen Teil an - das Wie.

Zum Beispiel, fragte sich Val Philips vor der Produktion seiner ersten Prototypen: „Wie bekomme ich es hin?“

Bei der Umsetzung ist es wichtig, aus seinen Fehlern zu lernen und immer wieder neue Dinge auszuprobieren, anstatt stundenlang nur zu überlegen.

Anstatt sich bei Fehlschlägen schlecht zu fühlen, fragen Sie sich lieber: „Was war falsch?“ Und ebenso wichtig: „Was war richtig?“

Nicht ohne Grund gibt es den Spruch: „Teamwork makes the dream work“. Anstatt immer alleine zu arbeiten, umgeben Sie sich mit motivierten und kreativen Mitarbeitern.

Die Welt ist ständig im Wandel. Ein Produkt über Jahrzehnte am Markt zu halten, ist einfach unrealistisch, deswegen brauchen wir ständig Innovationen.

Einfach nur das Produkt oder den Service zu verbessern und vielleicht gleichzeitig noch die Kosten zu senken, reicht heutzutage einfach nicht mehr aus.

Das Unternehmen muss sich immer wieder neu erfinden und sich fragen, welche Ziele es genau verfolgt. Welches Problem soll das Produkt lösen?

Sie sollten trotzdem so schnell wie möglich ins Handeln kommen. Sich wochenlang nur Fragen zu stellen, macht Ihr Unternehmen auch nicht erfolgreich.

Führungskräfte müssen auch wissen, wann man mit dem Fragen aufhören muss.

Nike war damals nur auf Sportschuhe fokussiert und ist nun bekannt für sein Angebot an digitalen Fitnessarmbändern.

Es ist hilfreich, das klassische Brainstorming umzudenken und ein „Question-Storming“ daraus zu machen.

Gerade in einer Gruppe, ist die Frage „Wie könnten wir…?“ sehr effektiv.

Hierbei ist zu beachten, in den Fragen die Gruppe mit einzubeziehen. Durch das „Wir“ und die Verwendung des Konjunktivs fördern Sie das freie Denken.

Für ein solches Vorgehen muss auch eine passende Unternehmenskultur vorhanden sein. In vielen Firmen ist leider genau das Gegenteil der Fall.

Große Unternehmen, wie zum Beispiel Apple oder Google, schaffen gezielt eine fragefördernde Atmosphäre.

Die obersten Personen in der Chef-Etage müssen dieses Verhalten vorleben, damit es auch von den Mitarbeitern umgesetzt wird.

Es kann auch nützlich sein, schon bei der Bewerbung von neuen Mitarbeitern auf fragefreudige und neugierige Bewerber zu achten.

Nicht nur in Unternehmen, sondern auch im Privatleben, kann eine Fragekultur von Vorteil sein.

Heutzutage laufen viele Menschen gestresst durch ihr Leben geradewegs aufs Burnout zu, ohne sich mal gefragt zu haben, warum oder wofür sie das alles machen.

Wir haben uns daran gewöhnt, einfach nur die Aufgaben zu erledigen, die uns unser Vorgesetzter auferlegt – ohne mal zu überlegen, ob wir das auch wirklich tun wollen.

Es kommt die Zeit, in der man aufwachen und arbeiten sollte.

Das Problem liegt darin, dass viele Menschen das Fragenstellen als kontraproduktiv oder als schwierig wahrnehmen.

Herausfordernde Fragen sind von Natur aus unbequem.

Viele Leute haben auch Angst, keine Antwort zu finden, gerade bei Fragen wie: „Was ist eigentlich der Sinn meines Lebens?“

Hör auf, den Sinn bei anderen zu finden. Du musst tief in deinem Inneren nachschauen. Es hilft auch zu fragen: „Was habe ich früher gern gemacht?“

Positive Fragen motivieren Sie und Sie sind zufriedener. Fragen Sie lieber: „Wofür bin ich dankbar?“, anstatt: „Warum habe ich nicht mehr Geld?“

Sie müssen lernen, loszulassen, gerade dann, wenn Sie vor Veränderungen stehen.

Beginnen Sie mit kleinen Schritten, anstatt gleich Ihr ganzes Leben verändern zu wollen.

Um Ihnen die Angst vorm Scheitern zu nehmen, fragen Sie sich doch einfach mal: „Wie kann ich mich nach einem Misserfolg wieder erholen?“

Und vergessen Sie nicht: Sie sind nicht alleine auf dieser Welt. Holen Sie sich auch Feedback und Unterstützung von Ihren Bekannten.

Obwohl das Fragen so nützlich sein kann, haben Studien bewiesen, dass Menschen mit zunehmendem Alter immer weniger Fragen stellen.

In unserem heutigen System werden meistens nur diejenigen belohnt, welche die richtigen Antworten kennen und nicht die Menschen, die gute Fragen stellen.

Der Leistungsdruck steigt immer mehr an, vor allem in der Schule. Normalerweise stellen die Lehrer nur die Fragen und die Schüler müssen die Antworten wissen.

Wenn die Schüler, dazu noch mit Vorurteilen zu kämpfen haben, sei es durch einen Migrationshintergrund, dann stellen die meisten noch weniger Fragen.

Sobald man befürchtet, als dumm dazustehen, wenn man eine Frage stellt, lässt man es lieber.

Die Angst vor dem Misserfolg ist oft das größte Hemmnis.

Eine bahnbrechende Frage kann von jedermann kommen, auch von einem naiven Kind.

Auch die Eltern sollten ihre Kinder immer wieder dazu ermutigen, Fragen zu stellen und sie dementsprechend loben.